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Was zählt für dich?

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Was zählt für dich?

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Sarah steht in der Küche und schneidet gerade Käse und Wurstscheiben fürs Frühstück. Das Gemüse ist schon fertig. Gleich noch die Auslage befüllen, dann kann der Tag so richtig beginnen. Gäste hat sie ja momentan nicht besonders viele, aber vielleicht kommt das Café bald in Schwung, wenn die Tage wärmer werden und sie auch Stühle nach draußen stellen kann. In Gedanken an den Sommer vertieft hört sie die Glocke an der Tür gar nicht. Als sie ein paar Minuten später in den Gastraum tritt erschrickt sie.

Ein älterer Mann hat sich an einen der Fenstertische gesetzt. Eigentlich an den „Einen“. Seit fast einem Jahr kommt er täglich in ihr Café und sitzt immer am gleichen Tisch. Er bestellt immer das gleiche: Ein kleines Frühstück und einen schwarzen Kaffee. Er isst nicht viel und bleibt lange. Eigentlich nicht gut fürs Geschäft, aber wenn er alleine dasitzt und aus dem Fenster schaut, dann bringt sie es auch nicht fertig ihn wegzuschicken. Tag für Tag ist er da. Er ist immer ihr erster Kunde und manchmal auch ihr einziger. Er nimmt immer das günstigste Essen auf der Karte. An seinen abgetragenen Schuhen und der geflickten Hose, kann sie erkennen, dass er sein Geld zusammenhalten muss.

Sie weiß nichts über ihn, nicht mal seinen Namen. Obwohl er streng genommen der Mensch ist, mit dem sie die meiste Zeit verbringt. Von einer eigenen Familie ist sie leider weit entfernt, nicht mal zu einer richtigen Beziehung hat sie es bisher gebracht.

Ganz in Gedanken über ihr eigenes Leben, hört sie nicht, dass der Mann sie anspricht: „Nun setz dich doch endlich zu mir Margot.“

„Bitte was?“ entfährt es Sarah. Sie setzt an zu widersprechen, will sagen, dass sie nicht Margot sei, sondern Sarah.

Aber dann blickt sie in seine Augen, die sie voll Wärme ansehen und bringt es nicht übers Herz.

„Du hast dir doch immer gewünscht, dass wir mal ein Café in der Nachbarschaft haben. Ist doch richtig schön hier, oder? Was willst du essen? Heut ist ein besonderer Tag. Lass uns alles bestellen.“ Voll Vorfreude wandern seine Augen die Karte entlang.

Sarah muss schlucken. Sie weiß wie der Mann jeden Tag nach seinem Geld sucht und ein paar Münzen zusammenklaubt um sein Essen zu bezahlen. Nie hat er genug um die ganze Karte zu bestellen!

Trotzdem macht sie sich auf den Weg in die Küche und kehrt wenig später mit einem reich

beladenen Tablett voller Köstlichkeiten zurück. Sie verteilt alles auf dem kleinen Tisch zwischen

ihnen. Als sie sich wieder hinsetzt ist sie selbst erstaunt, was so ein Frühstück alles bieten kann und

wie wenig sie sich selbst meist gönnt.

Der alte Mann greift beherzt zu. Mit diesem Appetit hatte sie ihn noch nie essen sehen.

Zwischen zwei Bissen blickt er sie wieder an. Ein Blick, der ihr ans Herz geht. „Weißt du noch wie wir uns das erste Mal getroffen haben? Du wolltest erst nicht, aber dann hast du vor Aufregung ganz rote Flecken im Gesicht bekommen und ich hab gewusst, dass ich es weiter versuchen durfte.“

Sarah sieht ihm an, dass er gerade in einer ganz anderen Zeit ist, zu der sie eigentlich nicht dazugehört. Trotzdem fühlt sie ein Stück von seinem Glück auch in sich. Seine Erinnerungen, die gar nicht ihre sind, stehen ihr so lebendig vor Augen, dass sie gar nicht mehr über sich und ihre Sorgen nachdenkt. Sie lässt sich ganz mitreißen von den wundervollen Momenten.

Erschrocken fährt sie hoch als die Türglocke durch den Laden klingt. Sie blickt auf und sieht eine

Gruppe von Leuten, die interessiert in ihr Café blicken. Ein Traum! Schnell steht sie auf und geht

auf sie zu: „Entschuldigung heute haben wir geschlossen!“

„Aber…“ setzte die Frau, die die Türklinge noch in der Hand hält an und blickt sich im nahezu

leeren Café um. Sarah tritt auf sie zu und zuckt entschuldigend mit den Achseln. Dann dreht sie das

Schild an der Tür auf „geschlossen“ und schließt die Tür hinter sich.

Eigentlich hatte sie sich genau das gewünscht: Neue Gäste. Ein volles Café.

Aber nicht heute!

Sie setzt sich schnell an ihren Platz zurück, wo sie weiterhin dem Leben eines Anderen lauscht mit

dem sie sich nun seltsam verbunden fühlt.

Als sie beim Blick auf die Straße irgendwann nicht mehr die vorbeieilenden Passanten, sondern ihr

eigenes Spiegelbild erblickt, merkt sie wie spät es schon ist. Auch der alte Mann schreckt spürbar

auf, als er in die Dunkelheit blickt. Verwundert reibt er sich die Augen, die sie nun wieder traurig

und ein wenig verloren anblicken. Erschrocken sieht er die vielen Teller und Schüsseln auf dem

Tisch. „Was bekommen sie denn?“ fragt er zögernd.

„Nichts“ sagt Sarah schnell. „Danke“ antwortet er mit einem traurigen Lächeln.

„Meiner Frau hätte das Café hier sehr gefallen“ sagte er beim Weg zur Tür.

 Für einen kurzen Moment sieht sie noch einmal das helle Aufleuchten in seinen Augen, dann tritt er

hinaus. Sarah seufzt tief als sie die Tür hinter ihm schließt. Eine Träne rinnt ihre Wange hinab als

sie den Tisch abräumt. Sie weiß, dass sie ihn nicht wiedersehen wird. Und doch ist sie glücklich

diesen Tag nicht verpasst zu haben.

Lies dazu auch im Bibeltext Mk  14,3-9.

Eine gesegnete Woche!  Eure Katharina Fried

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